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Filtration von Spirituosen

31 Jan

non chill filteredLiebe Drinkology-Leser,

dass man Wein und Bier vor der Abfüllung nahezu immer filtriert ist hinlänglich bekannt. Aber wussten Sie, dass auch die meisten Spirituosen filtriert werden?

Dies mag im ersten Moment paradox klingen, denn das Destillat ist ja bereits klar, wenn es aus der Brennblase fließt. Der Teufel steckt hier im Detail, denn in dem Destillat befinden sich feine Teilchen, die den klaren Genuss der Spirituose unter bestimmten Umständen trüben können.

Warum überhaupt filtrieren?
Die Filtration von Getränken hat vorwiegend optische Gründe. So möchten viele Konsumenten ein möglichst klares Getränk genießen, weil die feinen Trubteilchen nicht nur unansehnlich sind, sondern je nach Größe auch das Mundgefühl und damit den Genuss beeinflussen. Die Filtration hat allerdings auch praktischen Gründe, denn durch das sichere entfernen von Mikroorganismen wie Hefen und Bakterien, kann bei Bier und Wein eine Nachgärung in der Flasche verhindert werden. Dies kann zwar theoretisch nur bei wenigen Produkten passieren, z.B. bei halbtrockenen Weinen mit einem Restanteil an vergärbaren Zuckern, hat dann allerdings fatale Auswirkungen weil ggf. die Flasche explodiert und die Gefahr einer Verletzung durch umherfliegende Glasscherben besteht. Produzenten müssen also den Grad der Filtration, die sogenannte Filtrationsschärfe, mit Bedacht wählen. Ist die Filtrationsschärfe zu gering bleiben evtl. unerwünschte Bestandteile im Getränk zurück. Wählt man eine zu starke Filtrationsschärfe, besteht die Gefahr wichtige Farb- und Aromastoffe zurückzuhalten und damit den ursprünglichen Geschmack des Getränks zu verfälschen. Jeder kennt den Unterschied im Geschmack von naturtrübem und klarem Apfelsaft – Ähnlich ist es auch bei Bier, Wein und Spirituosen.

Warum muss man Spirituosen filtrieren?
Kommen wir nun zurück zu den Spirituosen. Diese sind wie bereits erwähnt nach der Destillation klar, enthalten jedoch anfangs nicht sichtbare Partikel, die zu einer Nachtrübung führen können. Bei diesen Partikeln handelt es sich hauptsächlich um Fettsäureester, Proteine, ätherischen Ölen, Metallsalze und Fuselölkomponenten. Diese Stoffe fallen unter bestimmten Umständen, hauptsächlich bei niedrigen Temperaturen, aus, und schwimmen dann als feine Partikel in der Spirituose. Ein ähnlicher Effekt, lässt sich übrigens bei Olivenöl beobachten, welches man in den Kühlschrank stellt. Die Spirituosenhersteller haben natürlich wenig Interesse daran, dass ihr Produkt z.B. durch die Zugabe von Eis oder der Kühlung im Kühlschrank trüb wird und lassen diese deshalb filtrieren.

Wie filtriert man Spirituosen?
Anders als bei Bier und Wein kann man Spirituosen nicht direkt filtrieren, da die zu entfernenden Bestandteile ja noch in Lösung sind. Die zu filtrierende Spirituose muss daher zuerst für einige Stunden heruntergekühlt werden um es den Bestandteilen zu ermöglichen auszuflocken. Dies geschieht je nach gewünschter Klärschärfe bei unterschiedlichen Temperaturen. So werden beispielsweise viele Obstbrände auf Temperaturen von 3-8 °C gekühlt, da dies nachher die Temperatur ist bei denen sie in den Kühlschränken der Verbraucher gelagert werden. Manche Whiskyhersteller gehen bis auf -18 °C runter um auch eine Trübung auf Eiswürfeln zu vermeiden. Normalerweise wird aber in der Whiskyindustrie bei Temperaturen von -4 – 0 °C gearbeitet. Da die entfernten Komponenten oft auch aromatisch sind und damit zum Geschmack des Produktes beitragen, sollte eine möglichst niedrige Filtrationstemperatur gewählt werden. Von den Herstellern werden daher oft umfangreiche Versuchsreihen gestartet um die optimale Kombination von Filtrationsschärfe und Geschmack zu finden

Nach der Ausflockung durch Kühlung erfolgt die eigentliche Filtration. Dazu werden unterschiedliche Systeme wie beispielsweise Anschwemmfiltration oder Membranfiltration benutzt. Diese näher zu beschreiben würde den Umfang dieses Artikels sprengen, grob gesagt arbeiten sie jedoch einfach mit der physikalischen Rückhaltung von Material.

Wie ist die Filtration von Spirituosen zu bewerten?
Wie man die Filtration von Spirituosen bewertet ist eine persönliche Geschmacksfrage. Haben Sie lieber ein klares, aber dafür leicht geschmacksärmeres Produkt? Oder sind ihnen feine Flocken bei niedrigen Temperaturen egal und Sie genießen lieber den vollen Geschmack Ihres Whiskys oder Obstbrandes? Viele Whiskykenner entscheiden sich für letzteres, weil diese ihren Single Malt Whisky meistens eh bei Raumtemperatur genießen. Die Hersteller von hochwertigem Whisky haben dies erkannt und verzichten daher teilweise auf die sogenannte Kühlfiltrierung. Dies wird auf den Flaschen als non chill filtered, unchillfiltered oder eben nicht kühlfiltriert angegeben.  Auch wenn Sie sich in unserem Shop umschauen, werden Sie viele non chill filtered Whiskys finden. So verzichtet z.B. der Hersteller Bruichladdich, ganz auf diese Technik.

Falls Sie noch Fragen zu diesem Thema haben, können Sie uns selbstverständlich jederzeit gerne kontaktieren!

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Drinkology-Team

 

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  1. Claudia gerster

    13. November 2016 at 13:47

    Guten tag
    Ich habe einen eigenen gin angesetzt und nun wo ich ihn mit Wasser verdünnt habe ist er drüb geworden.
    Können sie mir sagen wie ich ihn richtig filtern kann das er klar wird und bleibt ?
    Welche Geräte brauche ich dazu?
    Vielen Dank für Ihr zeit und mühe.
    Mfg Claudia gerster

     
  2. Drinkology

    18. November 2016 at 11:14

    Hallo Frau Gerster,

    grundsätzlich gibt es verschiedene Gründe, warum es zu diesen Trübungen kommen kann. Zum einen könnte Ihr zugesetztes Wasser sehr kalkhaltig sein. Kalk ist in Alkohol weniger gut lösbar als in Leitungswasser und daher kann es zu Ausfällungen kommen. In diesem Fall kann bereits die Verwendung von dest. Wasser den gewünschten Effekt (bei Ihrem nächsten Ansatz) bringen.

    Die andere Möglichkeit wäre, dass die ätherischen Öle für eine organische Trübung sorgen. Diese Öle lösen sich sehr gut in Alkohol aber nur schlecht in Wasser. Verdünnen Sie nun Ihren Gin, kommt es zu Ausfällungen.

    Beide Methoden können Sie prinzipiell auf die gleiche Art und Weise lösen: durch Filtration. Die besten Ergebnisse werden Sie erhalten, wenn Sie Ihren Gin für 3-4 Tage im Gefrierfach aufbewahren. Dadurch werden die Löslichkeiten der trübungsrelevanten Stoffe nochmals herabgesetzt. Anschließend lassen Sie Ihren Ansatz durch einen Faltenfilter mit kleiner Porengröße fließen. Diese gibt es für kleines Geld online zu bestellen. Zur Not könnte bereits ein Kaffeefilter ausreichen. Das kommt aber auf die jeweilige Trübung an. Der Aufbau sollte dann folgendermaßen aussehen: Ganz unten steht ein größeres Gefäß, welches nach Möglichkeit die gesamte Flüssigkeitsmenge aufnehmen kann. Oben am Gefäß befestigen Sie am besten einen entsprechenden Trichter. Oftmals reicht es schon, den Trichter einfach nur in die Gefäßöffnung zu schieben. In den Trichter legen Sie dann den Faltenfilter. Sie müssen dann beim Zugeben der Flüssigkeit nur darauf achten, dass der Gin nicht über den Rand des Faltenfilters gelangen kann.

    Hoffentlich sind diese Ausführungen hilfreich,

    mit freundlichen Grüßen,

    Ihr Team von drinkology.de