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Weinsprache und Weinfachausdrücke

08 Feb

Nosing Glas

Die Welt der Weinsprache

„Der Wein schmeckt sehr animalisch, mit einer Spur Teer und leichten Nuancen von nassem Unterholz im Nachklang.“  So oder so ähnlich lesen sich viele Spirituosen- bzw. Weinbeschreibungen und man hat bei manchen Zeitgenossen eher das Gefühl, dass ihre Beschreibungen mehr einer Selbstdarstellung als einer Produktbeschreibung ähneln. Nichtsdestotrotz sind solche Beschreibungen für den Fachhandel und Online Shops extrem wichtig. Der Kunde muss schließlich einen Eindruck von einem Produkt gewinnen können, welches er Online nicht probieren kann. Hier treten jedoch auch schnell die ersten Probleme auf, denn Geschmackseindrücke sind sehr subjektiv. Wo der eine Verkoster Apfel riecht, kann ein anderer Birne riechen.  Es ist dadurch keine der beiden Beschreibungen falsch – Jeder Mensch riecht eben was er riecht und diese Eindrücke werden ein Leben lang durch Umwelteinflüsse geformt. Um die genauen sensorischen Eindrücke hinter der jeweiligen Beschreibung zu verstehen, müssten also Kunden und Verkoster die gleichen Assoziationen mit dem jeweiligen Geruch verbinden. Dies ist nahezu ausgeschlossen und hier liegt die Gefahr solcher Beschreibungen. Interpretieren Sie als Kunde die Beschreibung richtig, so erhalten Sie wertvolle Informationen zu dem Produkt. Interpretieren Sie sie jedoch falsch, wird schnell eine falsche Erwartungshaltung generiert und das Produkt spricht Sie nicht mehr an (obwohl es geschmacklich mitunter genauer ihr Fall wäre!). Aus diesem Grund sollten Beschreibungen von Spirituosen oder Wein verständlich sein. Wir möchten Ihnen einen kleinen Überblick über die am häufigsten verwendeten Ausdrücke in Verkostungen und Beschreibungen geben.

Begriffe für haptische Eindrücke im Mund

Die haptischen Eindrücke umfassen alle Tastempfindungen der Zunge, der Mundhöhle und des Rachens (z.B. Viskosität). Sie sind die am leichtesten nachvollziehbaren Wahrnehmungen, da sie unbestreitbar sind und sich jeglicher Subjektivität entziehen.

ausgewogen – Die Ausgewogenheit beschreibt das  Verhältnis von Säure, Süße und Alkoholgehalt in einem Produkt. Tritt keines dieser Merkmale deutlich hervor, so ist die Spirituose/der Wein ausgeglichen.

sprittig, brandig – Ein scharfer Alkoholgeschmack dominiert

fett – relativ viskos (zähflüssig), körperreich

flau, matt – Es fehlt an Säure und Struktur. Teilweise auch zur Beschreibung von wässrigen Produkten verwendet.

seidig, geschmeidig – ähnlich zu fett. Viskose Struktur die oft durch einen höheren Zucker-/Alkoholgehalt bedingt ist. Das Produkt legt sich an den Gaumen.

konzentriert – hohe Dichte von Aromen, breites Aromaprofil

Körper – Die Empfindung, die aus Dichte und Viskosität resultiert wird als Körper beschrieben. Sie lässt einen Wein/eine Spirituose leichter oder schwerer erscheinen

kurz/lang – Die Geschmackseindrücke lassen sich nur für eine zeitlich beschränkte Dauer wahrnehmen. Ein kurzer Nachklang kann schon nach Sekunden verschwinden ein langer Nachklang kann hingegen stundenlang am Gaumen bleiben

schwer – hoher Alkohol- /Estergehalt

Begriffe für Aroma

Wie bereits erwähnt, ist die Wahrnehmung von Aromen sehr subjektiv. Dennoch haben sich einige Begriffe durchgesetzt, die in vielen Verkostungen zu finden sind und von den meisten Verkostern ähnlich genutzt werden.

eichig – negativer Einfluss der Lagerung in Holzfässern. Dieser kann bei sehr alten Whiskys oder bei der Verwendung von neuen Fässern auftreten

toastig, Vanille – Beim ausbrennen von Fässern entstehen bestimmte Aromastoffe die an Toastbrot oder Vanille erinnern. Wenn sie ein feuchtes und unbehandeltes Stück Holz kurz mit dem Bunsenbrenner anrösten, nehmen Sie dieses Aroma wahr.

fruchtig – intensive Empfindungen von vielen Fruchtaromen. Ist oft eine Umschreibung für eine leichte Süße des Produkts

Torf – Das Malz bestimmter Whisky-Sorten, etwas Islay-Whisky, wird über Torffeuer getrocknet. Dadurch entsteht ein markant rauchiges Aroma, welches von dem Toastaromen aus den Fässern zu unterscheiden ist.

buttrig –  Der buttrige Geruch, der sich in manchen Weinen ausmachen lässt stammt von dem Molekül Diacetyl. Dies ist eine organische chemische Verbindung aus der Gruppe der Ketone und Bestandteil des natürlichen Butteraromas. Da Hefen bei der alkoholischen Gärung Diacetyl als Zwischenprodukt bilden, lässt es sich gelegentlich in Wein und Bier wahrnehmen

seifig – Diverse Kräuter und Gewürze (z.B. Koriander, Ingwer) enthalten Aldehyde, die durch Mazeration entzogen werden. Diese Aldehyde assoziiert das Gehirn mit dem Geruch von Kernseife weshalb manche Gins oder Brände bei zu hoher Konzentration der jeweiligen Botanicals einen leicht bis stark seifigen Geruch/Geschmack aufweisen können.

Wir hoffen wir konnten Ihnen einen kleine Einblick die Welt der Produktbeschreibungen geben. Selbstverständlich stellen die vorgestellten Begriffe nur eine kleine Auswahl des Spektrums dar und sollen nur als Anhaltspunkt dienen.

Ihr

Drinkology-Team

 
 

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  1. Andreas Werfel

    20. Januar 2014 at 02:54

    Tolles Begriffslexikon! Wir selbst besinnen uns meist auf einfache Weine und möchten unsere Expertise noch verfeiern, weshalb uns diese Tipps sehr zu gute kommen. Wir freuen uns auf das neue Jahr und auf eine neue, tolle Auswahl an leckeren Weinsorten. Danke für den tollen Guide