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Wie Vodka die Vereinigten Staaten eroberte

14 Jun

Wodka WolfschmidtDie Ursprünge des Vodkas liegen im östlichen Europa. Wo genau jedoch erstmals Vodka destilliert wurde, darüber streiten sich die Historiker bis heute. Die ersten Destillateure waren vermutlich polnische oder russische Mönche, die die frühe Form des Vodkas wohl hauptsächlich zu medizinischen Zwecken nutzten. Im Laufe der nächsten Jahrhunderte verbreitete sich der vornehmlich aus Weizen destillierte Schnaps in den östlichen Ländern und entwickelte sich zum alkoholischen Volksgetränk Nr.1. Mittlerweile wird quasi in jedem Land der Welt Vodka vertrieben und erscheint uns allgegenwärtig. Dabei ist die Geschichte des westlichen Vodkas jünger als man vermuten mag. Während im Europa diesseits des ehemaligen „Eisernen Vorhangs“ Vodka nach osteuropäischem Stil vermutlich Mitte des 19 Jahrhunderts erzeugt wurde, begann die Vodka Produktion in den USA erst weitere 100 Jahre später. Glücklicherweise ist die Historie des Vodkas in den Vereinigten Staaten wesentlich besser belegt, als die des Vodkas in Europa, weshalb wir ihnen einen kurzen Überblick über den Siegeszug des Vodkas in den USA geben möchten.

Amerika mauserte sich binnen weniger Jahre vom Nischenmarkt zum zweitgrößten Vodkamarkt der Welt.  Hauptverantwortlich dafür ist die Marke Smirnoff Vodka, die man heutzutage unweigerlich mit amerikanischem Vodka assoziiert. Er wird allerdings leider oft übersehen, dass Smirnoff nicht der erste Vodkahersteller in den Vereinigten Staaten war. Dieses Recht kann die Firma Wolfschmidt für sich beanspruchen, die nach der Oktoberrevolution aus Lettland über die Niederlande nach Amerika geflohen ist. Wolfschmidt Vodka, einst Hoflieferant der Zaren, wird auch heute noch vertrieben und in Amerika geschätzt.

Der eigentliche Vater des amerikanischen Vodkas ist jedoch der russischstämmige Emigrant Rudolph Kunett. Dieser Erwarb im Jahr 1934 die Rechte an der Marke von Wladimir Smirnow, welcher nach der Oktoberevolution den Smirnoff Vodka in Lemberg und Paris produzierte. Neben dem Markenname erwarb Kunett natürlich auch das Rezept des Smirnoff Vodka, welcher damals als erste Spirituose weltweit durch Holzkohle gefiltert wurde. Im selben Jahr eröffnete Kunett die erste amerikanische Smirnoff Destillerie  im Vaghi Woodwork Building in Bethel, Connecticut. Kunett vertraute nach der gerade beendeten Prohibition auf den Durst der Amerikaner, wurde jedoch enttäuscht. So schaffte es sein Unternehmen gerade einmal auf acht Angestellte und ein Produktionsvolumen von 6000 Kisten im Jahr und Kunett sah sich gezwungen, die Marke Smirnoff an den Wein- und Spirituosenhändler John G. Martin in Hartford, Connecticut zu verkaufen. Auch Martin konnte zuerst wenig Erfolg mit Smirnoff Vodka verbuchen, was sich jedoch schlagartig änderte, als er zusammen mit seinem Freund Jack Moran eine geniale Idee hatte. Jack Moran war Besitzer des Restaurants „Cock ‚n‘ Bull“ und gleichzeitig Hersteller von Ginger Beer, dessen Absatz jedoch auch eher gering war. Martin besaß also Vodka den er nicht verkauft bekam und Moran hatte dasselbe Problem mit seinem Ginger Beer, weshalb die beiden Männer sich zusammensetzten und überlegten wie sie ihre beiden Produkte kombinieren konnten. Das Ergebnis war ein Cocktail: Der Moscow Mule! Dieser besteht aus Vodka, Ginger Beer und zwei Limettenviertel und wird auf Eis in einem kupfernen Becher serviert. Martin und Moran verteilten diese Kupferbecher als Marketingmaßnahme in zahlreichen Bars und Pubs und der Moscow Mule verbreitete sich rasend schnell im ganzen Land. Durch den Erfolg des Moscow Mule wurden erstmals ernstzunehmend Absatzzahlen des Vodkas in Amerika erreicht.

Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Vodkas in der Vereinigten Staaten war im  Jahr 1962. Damals erschien 007 jagt Dr. No in den Kinos und James Bond orderte erstmals einen Martini mit Smirnoff Vodka und den legendären Worten „Geschüttelt, nicht gerührt.“ Der endgültige Durchbruch gelang jedoch erst ungefähr zehn Jahre später als Richard Nixon die Sowjetunion auf Basis seiner Entspannungspolitik besuchte. Im Rahmen dieses Besuches erlaubte er seinen Freund Donald Kendall, dem ehemalige CEO von Pepsi, Geschäfte mit den Sowjets zu machen. Kendall stimmte zu den Sowjets zu helfen und ließ ein Pepsi-Cola Fabrik mit einem jährlichen Produktionsvolumen von 74 Millionen Flaschen in der UdSSR errichten. Um den klammen Sowjets entgegen zu kommen, erlaubte er ihnen mit Vodka zu bezahlen. Diese beglichen ihre Rechnungen mit Stolichnaya Vodka, welcher fortan von Pepsi in den USA vertrieben wurde. Wegen der gigantischen Marketingmaschinerie von Pepsi explodierten die Verkäufe und im Jahr 1975 wurde erstmals mehr Vodkas als Bourbon Whiskey in den USA abgesetzt. Mit dem Beginn des Vodka-Booms schossen weitere Marken wie Pilze aus dem Boden und machten die Vereinigten Staaten zu einem der größten Vodkaproduzenten der Welt!

 

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