Ratgeber

Das Obstlerglas
Obstlergenuss auf einer neuen Ebene

Die Entstehung und Verbreitung des Obstlers in Mitteleuropa

Zu welcher Zeit Obstler entstanden ist, ist nicht einfach festzumachen. Früchte wurden schon im 12. Jahrhundert gemaischt und aus der Maische wurde anschließend mit Hilfe der Destillation ein alkoholhaltiges Getränk gewonnen. Allerdings würden diese hier entstanden Getränke heute vermutlich nicht als Obstler bezeichnet werden. Obstbrände, wie wir sie heute kennen, sind ab dem 15. bzw. 16. Jahrhundert entstanden. Gerade in Deutschland und in mitteleuropäischen Ländern wie Österreich oder Italien wurde das Brennen von Obstler immer weiter kultiviert und verfeinert. Speziell im süddeutschen Raum ist die Herstellung von Obstler ein Brauch. Für die Herstellung von Obstler wurden häufig Früchte von Streuobstwiesen verwendet. Daher sind in diesen Regionen Äpfel und Birnen vorwiegend die Grundlage für einen Obstbrand. Es werden aber auch Kirschen, Mirabellen und Zwetschgen verwendet. Auch aus Beeren und tropischen Früchten kann Obstler hergestellt werden. In Deutschland dürfen landwirtschaftliche Betriebe bis zu 300 Liter Alkohol im Nebenerwerb brennen. Daher gibt es gerade in Süddeutschland viele kleine Brennereien, die jede ihren typischen und aromatischen Obstler brennt.

Was ist ein Obstler?

Ein Obstler, wird auch als Obstbrand oder Obstwasser bezeichnet, muss einen Mindestalkoholgehalt von 37,5 Volumenprozent aufweisen. Er kann aus Steinobst, Kernobst, aber auch aus tropischen Früchten oder Beeren hergestellt werden. Für die Herstellung werden reife Früchte benötigt, da nur so der optimale Geschmack erreicht werden kann. Für die Herstellung werden die Früchte gemaischt. Zum Maischen wird das Obst mit einer Hefe versetzt. Bei diesem Vorgang wird der enthaltene Zucker zu Alkohol umgewandelt. Das bedeutet, je höher die Zuckermenge in der Ausgangsfrucht ist, desto höher wird die gewonnene Alkoholmenge. Durch die anschließende Destillation wird der Obstler gewonnen. Dieser Vorgang wird auch als Brennen bezeichnet. Bei einem Obstler muss der Alkohol zu 100 Prozent aus den verwendeten Früchten gewonnen werden. Ist dies nicht möglich, wie beispielsweise bei weniger zuckerhaltigen Beeren, wird die Maische zusammen mit einem neutralen Alkohol angesetzt. Hieraus entsteht nach dem Brennen ein Obstgeist und kein Obstler.

Die perfekte Glasform für den Obstlergenuss

Obstler pur

Die Glasform eines Obstlerglases für den puren Genuss weist zwei ausschlaggebende Charakteristika auf. Das Obstlerglas ist unten bauchig und verjüngt sich nach oben. Diese lange Verjüngung des Glases wird auch als Kamin bezeichnet. Die Form des Glases trägt dazu bei, dass sich das fruchtige und sanfte Aroma das Obstlers entfalten kann.

Das Fassungsvolumen der Gläser variiert überwiegend zwischen 60 und 90 ml und die Höhe zwischen 15 bis 20 cm. Die Füllmenge beträgt zwischen 20 und 40 ml. Die Stiellänge variiert bei verschiedenen Herstellern. Die Länge des Stieles ist für den Geschmack des Obstlers nicht ausschlaggebend, sondern an ästhetische Vorlieben geknüpft. Der Stil sollte so lange sein, dass er mit der Hand gut umfasst werden kann, ohne dabei den bauchigen Teil des Glases in der Hand zu halten. So wird verhindert, dass sich der Obstler durch die Hand erwärmt und so seine optimale Trinktemperatur verliert.

Klare und dünnwandige Gläser sind die perfekte Wahl. So kann die Farbe des Obstlers genau betrachtet werden, denn auch sie sagt viel über die Qualität des Obstlers aus. Ein dünnwandiges Glas lässt sich leichter schwenken und hinterlässt am oberen Teil des Kamines ein angenehmeres Mundgefühl als ein sehr dickwandiges Glas.

Die genannte Glasform ist optimal geeignet für den puren Genuss eines Obstlers. Als optimale Trinktemperatur werden 15 bis 18 Grad empfohlen, je nach Sorte. Nach dem Einschenken empfiehlt es sich, dem Obstler etwas Zeit zur Entfaltung seines vollen Aromas zu geben. Hierfür kann das Obstlerglas sanft hin und her geschwenkt werden. Sind etwa ein bis zwei Minuten vergangen, kann ein Geruchstest gemacht werden, denn nicht nur der Geschmack eines Obstlers, auch der Geruch ist wichtig. Hier zeigt sich wieder der Vorteil des langen Kamines eines Obsterglases. Er sorgt dafür, dass die sanften Aromen langsam und gut gebündelt nach oben entweichen. Je nach Alkoholgehalt des Obstlers sollte vor dem ersten Schluck nochmals ein bis zwei Minuten gewartet werden. Hierbei gilt die Regel, dass die Wartezeit höher ist, je höher der Alkoholgehalt ist. Jetzt ist es endlich soweit, der Obstler kann getrunken werden. Ein Obstler wird nicht auf einen Schluck ausgetrunken, er wird Schluck für Schluck genippt. So entfaltet sich ein wundervolles fruchtiges Aroma im gesamten Mund.

Obstler als Mischgetränk

Weniger bekannt, jedoch definitiv auch schmackhaft, sind Mischgetränke mit Obstler. So entsteht aus Willamsbrand (Obstler aus der Willams Christ Birne) gemischt mit Zitronensaft und Zuckersirup ein Willi Sour. Der Willi Sour wird on the Rocks (mit Eiswürfeln) serviert. Als Glas eignet sich hier ein Tumbler, also ein Spirituosenglas ohne Stiel. Ein Fassungsvermögen von 180 bis 300 ml ist hierfür optimal. Bei der Verwendung von Obstler in einem Mischgetränk ist darauf zu achten, dass der charakteristische Eigengeschmack des Obstlers nicht durch zu intensive andere Aromen überdeckt wird. Beim Mischen sollte der Geschmack des Obstlers herausgehoben und verfeinert werden.

Obstler-Ein Genuss

Werden die Tipps zur richtigen Wahl des Glases, der optimalen Trinktemperatur und des Trinkverhaltens beachtet, dann steht dem Obstlergenuss nichts mehr im Weg. Durch die große Geschmacksvielfalt an Sorten, gibt es auf jeden Fall genügend Möglichkeiten das optimale Trinkverhalten zu erlernen.