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Der Einfluss der Prohibition in Amerika auf die Spirituosen-Industrie und die Cocktailkultur

Der Einfluss der Prohibition in Amerika auf die Spirituosen-Industrie und die Cocktailkultur

Alkohol, Bars und Cocktails als Gefahr für die soziale Gemeinschaft

Prohibition, in Form der Ächtung jeglichen Alkoholkonsums war keineswegs ein amerikanisches Phänomen, sondern fand in vielen Teilen der Welt statt. Allerdings hatte sie an der Wiege der Cocktailkultur die dramatischsten Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Trinkgewohnheiten zukünftiger Generationen..

Die Anfänge für das "Noble Experiment" gehen bis in das frühe 17. Jh zurück und war grundsätzlich nicht gegen Alkoholkonsum an sich gerichtet. Vielmehr war man auf die soziale Stabilität innerhalb der Gemeinschaft bedacht, die man durch den übermäßigen Konsum von Alkohol gefährdet sah.

Religion spielte dabei eine wichtige Rolle und bot den perfekten Rahmen der Trunkenheit den Kampf anzusagen. Bereits 1697 wurde in New York der Verkauf von Alkohol an Sonntagen, dem Tag des Herrn, verboten, um das Studium der Bibel zu fördern. 1735 wurde für den Staat Georgia eine Prohibition mit religiöser Begründung verabschiedet. Dies erwies sich aber bald als totaler Fehlschlag und wurde bereits 7 Jahre später wieder aufgehoben.

Erstaunlich ist, dass sich die Politik bis ins frühe 18. Jh. aus der Alkohol-Diskussion heraushielt. Es waren allein religiöse Gruppierungen, die das sogenannte Temperance Movement formten. Man wollte den Menschen weismachen, dass Jesus nicht Wasser zu Wein, sondern zu Traubensaft wandelte - vom Weinkonsum beim letzten Abendmahl mit seinen Aposteln ganz zu schweigen. Gern wurde Zweiflern an dieser "Wahrheit" mit ewiger Verdammnis gedroht. Das Temperance Movement plädierte weiterhin für maßvollen Umgang mit Alkohol bis zur Mitte des 19 Jh. als es die ersten Rufe fanatischer Temperenzler gab, in denen nach völliger Enthaltsamkeit vom Alkohol verlangt wurde.

Ab diesem Punkt kam die Politik ins Spiel. Um Alkohol für jedermann unzugänglich zu machen, mussten Gesetze geschaffen und überwacht werden.

Maine war der erste Staat der 1851 eine totale Prohibition einführte und bereits 4 Jahre später hatten sich 12 weitere Staaten angeschlossen. Wäre es nicht zum Bürgerkrieg gekommen, so hätte das Zeitalter der Cocktailkultur gar nicht erst begonnen. Es wäre in den Kinderschuhen durch Fanatismus und Willkür innerhalb weniger Jahre zum sterben verurteilt gewesen.

Der Bürgerkrieg (1861-65) brachte die Wende. In Zeiten in denen Schmerzen gelindert, Wunden gereinigt, die Moral gestärkt und Kummer ertränkt werden musste, fiel es selbst der starken Anti-Alkoholliga schwer ihre Ideologie an ein vom Krieg gezeichnetes Volk zu verkaufen.

Amputationen bei Verwundeten wurden häufig unter starkem Alkoholeinfluss durchgeführt, Chloroform oder Morphium waren nur bedingt verfügbar. Den zweifelsohne hohen medizinischen Wert von Alkohol hatten viele der Heimkehrenden zum ersten Mal kennen und schätzen gelernt. Es war nicht die richtige Zeit, denen, die durch die Hölle gegangen waren, zu sagen was sie trinken durften und was nicht.

In den 80er Jahren des 19 Jh. gab es ein Wiedererstarken der Alkoholgegner und zum ersten Male engagierten sich zunehmend Frauen. Bedenkt man, dass der Saloon und die Bar ursprünglich nur Männern vorbehalten war, verwundert es kaum, dass man in diesen die Brutstätten der Korruption, des Glücksspiels und der familiären Entfremdung sah.

Dies führte zur Gründung der Anti-Saloon Liga, in der neue Ängste geschürt wurden. Die Religion wurde zwar weiterhin bemüht, aber die starken Einwanderungen aus Europa boten ein weiteres Feindbild. Rassismus und die Angst vor trinkenden Horden von Ausländern wurden die neuen Leitbilder im Kampf gegen den Alkoholkonsum. Die Haupteinwanderer waren die Iren (bekennende Whisky-Liebhaber), die Deutschen (ein Volk von Biertrinkern) und die Italiener (dem Wein verfallen). Diese Gruppen waren zudem katholisch und strömten in ein überwiegend protestantisches Land. Ein perfekter Nährboden für die Kampagnen der Prohibitions-Befürworter.

Gegen 1890 flossen diese Kampagnen in die Schulen ein. Den Heranwachsenden wurden die Folgen des Alkoholkonsums auf den menschlichen Körper überaus dramatisch dargestellt.

Zur Jahrhundertwende hatte bereits über die Hälfte der Staaten in den USA die Prohibition eingeführt. Es gab aber immer noch ein Schlupfloch für diejenigen, die nicht auf ihren gelegentlichen Drink verzichten wollten. Man konnte sich den Alkohol aus benachbarten Staaten ohne Prohibition, aufgrund der Gesetzeslage, ganz einfach per Post bestellen. Dies wurde 1913  umgehend verboten.

Als Deutschland 1914 den ersten Weltkrieg begann, verschärften sich auch in Amerika die anti-deutschen Stimmungen und man hatte neuen Zündstoff gegen die vermeidlich biertrinkenden und brandschatzenden Einwanderer.

Als 1918 die große Grippe-Pandemie 20 Millionen Menschen weltweit und ca. 600.000 in den USA dahinraffte, waren es die Prediger, die dies als Strafe Gottes für die Ungläubigen und Rechtlosen sahen. Alkohol wurde weiter dämonisiert.

1919 wurde der 18. Zusatzartikel für die Verfassung der USA mit erforderlicher Mehrheit verabschiedet. Dieser Zusatzartikel verbot Herstellung, Verkauf und Beförderung von zum Konsum bestimmten Spirituosen. Landesweite Prohibition per Gesetz war das Resultat.

Dieses musste allerdings vom Kongress bestätigt werden um umgesetzt werden zu können.

Der ultra-religiöse Kongress-Abgeordnete Andrew J. Volstead erreichte schließlich, gegen das Veto von Präsident Wilson, auch andere alkoholische Getränke wie Bier und Wein, mit mehr als einem halben Prozent Alkohol als illegal erklären zu lassen. Diese Entscheidung ging als Volstead Act in die Geschichte ein und war der Startschuss zum „Noblen Experiment“, welches am 29. Januar 1920 begann.

Der Beginn der Prohibition und das Verbot von Whiskey, Gin und Cocktails

Mit der Verbannung von Alkohol glaubte man ein neues Amerika entstehen zu lassen. Gestärkt in Moral und Gesundheit sollte Sicherheit Einzug halten und Korruption der Vergangenheit angehören.

Ab dem 29.Januar 1920 waren die Herstellung, der Verkauf und der Transport von alkoholischen Getränken  verboten. Erstaunlicherweise blieb der Konsum straffrei!

Ein ganzer Industriezweig rutschte über Nacht in die Illegalität ab. Destillerien, Brauereien, Bars und Saloons wurden geschlossen, Unzählige wurden arbeitslos und verloren gleichzeitig ihr gesellschaftliches Ansehen. Die öffentliche Bar verlagerte sich binnen kürzester Zeit in den Untergrund und fand sich nicht nur bald in Kellerräumen, Privatwohnungen oder Industriegebäuden wieder, auch hatten erstmals in der Geschichte Frauen Zugang zu den Trinkstätten der Männer. Sogenannte Speakeasy schossen wie Pilze aus dem Boden und übertrafen bald die Anzahl der Saloons vor der Prohibition.

Viele ehrwürdige Barmänner wählten andere Berufe oder den Ruhestand um sich nicht den Machenschaften im Speakeasy unterwerfen zu müssen. Einige gingen nach Kuba oder Europa um dort die neuen Zentren der Cocktailkultur zu formen. In Amerika selbst ergriffen nur noch wenige den Beruf des Barmixers, zu schlecht waren die Aussichten sich einen respektablen Platz in der Gesellschaft zu erarbeiten. Cocktails wurden auf Grund fehlender Zutaten bald in ihrer Rezeptur vereinfacht und konnten somit auch schnell von angelernten Kräften gefertigt werden.

Die Kriminellen begannen umgehend damit den neuen Schattenmarkt unter sich aufzuteilen und schufen mit dem organisierten Verbrechen ein Monstrum mit dem man noch heute zu kämpfen hat.

Das Betätigungsfeld der Gangster reichte von Alkoholschmuggel, Schutzgelderpressung, Mord, Geldwäsche, Bestechung von Polizei, Richtern, Bürgermeistern und Senatoren, bis hin zu gezielten politischen Intrigen um die Macht des Syndikats zu sichern. Das bekannteste Beispiel war ohne Frage Al Capone aus Chicago, der bis zu seiner Inhaftierung 1931 (wegen Steuerhinterziehung!) ein unglaubliches Vermögen verdiente.

Es herrschte keineswegs Mangel an Alkohol. Die Bootlegger brachten stetig Ware aus der Karibik, Kanada, Mexiko oder auch aus Irland und Schottland und teilweise wurde den Bootleggern von den Herstellern sogar gezielt in die Hände gespielt.

Getreidealkohol war für industrielle Zwecke durchaus legal und konnte mit ein wenig Geschick und Equipment schnell zu Trinkbaren gewandelt werden, der Begriff Badewannen-Gin entspringt dieser Praxis und war ein Schlagwort der 20er Jahre.

Selber destillieren wurde zu einem Volkssport und führte nicht nur zu oft miserablen Ergebnissen, sondern forderte unzählige Menschenleben, da der produzierte Alkohol keiner gesetzlichen Kontrolle mehr unterlag. Unzählige Bücher gaben Ratschläge wie man bestimmte Spirituosen „imitieren“ kann. Die Bierbrauer durften Bier produzieren, wenn es nicht mehr als einen halben Prozent Alkohol besaß. Man musste hierfür allerdings erst einmal normales Bier herstellen und dann den überschüssigen Alkohol auskochen. Es soll Fälle gegeben haben, bei denen man den letzten Schritt vergaß.

Die vormaligen Weinbauern stellten ihre Produktion auf Traubensaft um und verkauften fortan ein Produkt Namens „Vine-Glo“. Diesem legte man pflichtbewusst einen Beipackzettel bei, in dem genau beschrieben wurde, was man auf keinen Fall machen sollte um nicht in kürzester Zeit Wein statt Traubensaft vorzufinden.

Durch die Verknappung von Spirituosen trat eine zunehmende Preissteigerung ein und es  kam  zu einem gravierenden Wandel in der Trinkkultur. Die Illegalisierung von Alkohol hatte zur Folge, dass zunehmend hochprozentige Getränke konsumiert wurden. Spirituosen waren leichter zu transportieren als Bier oder Wein und somit schwand die Gefahr dabei gefasst zu werden. Gleichzeitig stieg der Preis für Bier über den von Spirituosen, weil dessen Transport ein höheres Risiko bedeutete..

Ein weiteres Schlupfloch war Alkohol auf Rezept und die Ärzte verschieben stetig mehr davon. Die Nachfrage war selbstredend immens und auch die Produzenten von pharmazeutischen Produkten setzten verstärkt auf die „medizinischen Qualitäten“ des Alkohols.

Innerhalb kürzester Zeit war die Polizei überlastet, die Gefängnisse überfüllt und Gerichte gelähmt. Die Times berichtete 1923, dass 44% aller Gesetzesverstöße mit der Prohibition zusammenhängen. Nicht nur verschlang der Kampf gegen den Alkohol Unmengen an Geld, es flossen gleichzeitig Milliarden am Staat vorbei in den Taschen der organisierten Kriminalität.

Vergnügungsboote versorgten jeden Willigen jenseits der 3 Meilen Zone mit legalem Alkohol und der Trinktourismus nach Mexiko, Kanada und nach Kuba erreichte unglaubliche Ausmaße.

Kanadischer Whisky spielte bis dahin eine unbedeutende Rolle und erst die Prohibition ermöglichte den kometenhaften Aufstieg der Firmen wie Seagrams, bis hin zum zeitweise größten Getränkekonzern der Welt. Gleichzeitig kaufte man Destillerien in den U.S.A. und  sicherte sich somit einen strategischen Vorteil für die Zukunft. Noch heute ist kanadischer Whisky Marktführer in den USA.

Für irischen Whisky war es der Beginn des Niedergangs. Als der größte Absatzmarkt zusammenbrach, war man unfähig sich auf die neue Situation einzustellen und es begann ein gravierendes Destillerie-Sterben, von dem man sich nie richtig erholt hat.

Als am  Schwarzen Freitag 1929 der Börsencrash  die Weltwirtschaftskrise einleitete, verschärfte sich der Druck auf die Regierung und die Stimmen nach Aufhebung der Prohibition wurden stetig lauter.

Im Präsidentschaftswahlkampf 1932 zwischen Franklin Roosevelt und Herbert Hoover wurde von beiden Kandidaten die Aufhebung des Alkoholverbots angestrebt um durch eine wiederbelebte Spirituosen-Industrie  neue Arbeitsplätze zu schaffen und neue Steuereinnahmen zu generieren.

Nach Roosevelts Sieg wurde Bier mit einem Alkoholgehalt von maximal 3,2 % Vol. wieder zugelassen. Am 5. Dezember 1933 wurde der 18. Zusatzartikel außer Kraft gesetzt und das Noble Experiment war Geschichte.

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