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Die Entwicklung des Rumhandels und der Sklaverei

Die Verfeinerung der Herstellung von Rum

Der frühe Rum war ein billiges Getränk, das lediglich von besitzlosen Auswanderern und Sklaven getrunken wurde, Es betäubte schnell die Schmerzen und machte das Elend vergessen. Die zivilisierten Plantagenbesitzer bevorzugten für ihre Drinks Brandy oder Madeira und verwendeten das "merkwürdige Gesöff" lediglich für medizinische Zwecke.

Wann man begann, mit der Rumherstellung sorgfältiger zu verfahren, ist nicht genau belegt, aber mit der Zeit erkannten die Pflanzer, dass sie für eine qualitativ bessere Spirituose auch einen besseren Preis erzielen konnten. Wurden Ende des 17. Jahrhunderts gerade einmal 200 Gallonen (rund 1.000 Liter) Rum von England importiert, so waren es 100 Jahre später bereits rund 200 Gallonen oder 10 000 000 Liter.

Neben dem importierten Rum aus den Kolonien gab es auf der britischen Insel aber noch eine andere Spirituose: Inlandrum, destilliert aus Melasse und hergestellt in London und Bristol. Damit war die Menge des verfügbaren Seelentrösters zwar gestiegen – sein Geschmack war aber immer noch sehr gewöhnungsbedürftig und sein Alkoholanteil unverträglich hoch.

Mit der Zeit jedoch wurden die Art der Destillation und damit der Geschmack des Rums verfeinert und sein  Siegeszug um die Welt begann. Er beeinflusste Handelsbeziehungen und wurde wichtiger Bestandteil eines entstehenden Dreieckhandels.

Auf diese Weise kamen die amerikanischen Kolonien zu einem gewissen Wohlstand und führten ihrerseits einen Dreieckshandel ein: Sie brachten die Melasse aus der Zuckerrohrgewinnung nach England, wo sie destilliert und zu Rum verarbeitet wurde. Dieser diente im Handel mit Afrika als Zahlungsmittel für Sklaven die wiederum in die Südstaaten gebracht und dort gegen Melasse eingetauscht wurden.

Die Entwicklung des Rumhandels und der Sklaverei

Der Handel mit Rum als Währung wurde bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts ausufernd betrieben. Dann aber nahm der schon Jahrzehnte vorher begonnene Druck auf die Betreiber der Sklaverei massiv zu. Zwei Hauptgründe wurden für das absehbare Ende des Menschenhandels ausschlaggebend: Erstens der menschlich-moralische Druck und zweitens die emotionslose aber wirtschaftlich ungeheuer einflussreiche These des schottischen Volkswirtschaftlers Adam Smith, der argumentierte: "Ich glaube, dass die von freien Männern verrichtete Arbeit billiger kommt als die von Sklaven."

Alle Gesellschaftsschichten tranken – nach heutigen Begriffen unmäßige Mengen. Die Pflanzer bevorzugten verdünnten Rum, dem sie verschiedene Zutaten zusetzten und Punsch nannten. Ihre Arbeiter kippten Rum pur bereits kurz nach dem Aufstehen und bereicherten ihr Frühstück mit einem Julep aus Rum, Wasser und Zucker. In den Städten ruhte die Arbeit für einen "Elf-Uhr-Bitter" und das Mittag- und Abendessen wurde mit Punsch hinuntergespült.

Rum wurde zu Hochzeiten und Totenwachen gereicht, trinkfreudigen Geistlichen kredenzt und diente nicht selten als Bestechungsmaterial beim Kauf von Wählerstimmen. Ort des Konsums war meist das Wirtshaus, das gleichzeitig als Gefängnis, Kaserne, Gerichtssaal und Krankenhaus diente. Hier spielte sich  über Schüsseln von Rumpunsch das gesellschaftliche Leben ab.

Gleichzeitig mit dem Ende der Sklaverei (in England 1807, in den Kolonien 1933) gingen in Haiti, das 1804 seine Unabhängigkeit erreichte, die Zucker- und damit die Rumproduktion zurück. Grund dafür lieferte Napoleon, der sich von der Insel abkehrte und begann, in Frankreich Zucker aus Rüben zu produzieren. Bereits 1839 lieferten die 457 Fabriken des Landes jährlich 32 Millionen Kilo Zucker.

Haiti fiel in die Selbstversorgung zurück, während die westliche Welt Zucker, Rum und Melasse von der aufstrebenden Kolonie Guyana und den spanischen Inseln bezog, die noch bis Ende des 19. Jahrhunderts Sklaverei betrieben. Mit diesem Wandel schlug die Stunde der größten Karibikinsel Kuba. Dort war die Zuckerindustrie zu jener Zeit bereits weltweit auf den neuesten Stand der Technik hatte die Kontrolle über die gesamte Kette von Anbau bis Vertrieb in einer Hand.

Auf Jamaika hatte sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass der Verkauf von Rum mehr als der von Zucker einbrachte. Die ansässigen Händler experimentierten und kreierten ihre eigenen Sorten, die sie ins englische Muterland lieferten, wo die Nachfrage nach wie vor sehr hoch war und verschiedene Sorten des bevorzugten Getränks gerne angenommen wurden.

Die Technik der Rumerzeugung spielt eine immer größere Rolle. Destillateure auf der ganzen Welt hatten versucht, eine Brennanlage zu bauen, die in gleichbleibender Qualität große Mengen preiswerten Alkohols erzeugte. 1831 lies sich der irische Steuerbeamte Aeneas Coffey eine solche Anlage patentieren, die noch heute verwendet wird. Sie erzeugte nicht nur mehr, sondern auch leichteren Alkohol.

In den Folgejahren entstanden überall in der Karibik moderne Destillerien und aus ganz unterschiedlichen Herstellungsversuchen ließen sich um 1880 die Rums der Welt in vier allgemeine Stile aufteilen, in jamaikanischen, französischen, Demerara (die bevorzugte Sorte der britischen Navy) und kubanischen. Auch auf Jamaika wurde inzwischen eine leichtere Rumsorte mit einem feinen Stil hergestellt, aber durchsetzen konnte sie sich auf Dauer nicht. Die bekanntesten Rums der Insel blieben die Sorten mit dem vollen Aroma, was anderen Destillerien, bevorzugt jenen in Guyana,  missfiel.

Weitere Experimente, die Qualität und damit den Geschmack des Rums zu verbessern, wurden gestoppt durch ein Phänomen, dass nicht nur in der Mode zu bemerken ist: der Geschmack änderte sich. Die maßgebliche Mittelschicht erkor verschnittene schottische und irische Whiskys zum neuen Kultgetränk, der Markt für Rum ging Anfang des 20. Jahrhunderts zurück.

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