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Vom Zuckerrohr zum Rum

Rum gilt als eine der ältesten Spirituosen der Welt und hat nach einer langen Zeit des Vergessens heute einen festen Platz im Angebot jeder renommierten Bar.Wer sich darauf einlässt, der Frage nachzugehen, woher der Rum seine Vielfältigkeit im Geschmack, seine so unterschiedlichen Aromen und Gerüche entwickelt, der wird auf eine Reise durch die  Jahrhunderte und rund um die ganze Welt mitgenommen.

Am Anfang stand die Reise des Zuckerrohrs

Die Reise beginnt mit einer Pflanze, die vor 10 000 Jahren in Neuguinea erstmals kultiviert wurde und uns heute als Zuckerrohr bekannt ist.

Um 6 000 vor Christus wurde sie in Indonesien, auf den Philippinen und in Indien angebaut, wo aus ihr nachweislich um 350 vor Christus Zucker gewonnen und bereits vergorene Getränke hergestellt wurden. Ein Admiral Alexanders des Großen berichtete, er sei auf der Fahrt zum Euphrat auf ein "…indisches Schilfgras gestoßen, das Honig ohne die Hilfe von Bienen hervorbringt und aus dem ein berauschendes Getränk erzeugt wird".

Wiederum rund 1000 Jahre später wanderte das Zuckerrohr nach Westen, gelangte in die Hände der Araber und nach deren Eroberung durch die Mauren an die Küsten des Mittelmeeres. Es gibt keine Erkenntnisse darüber, dass die Araber aus dem Saft des Zuckerrohres eine trinkbare Spirituose bereiteten, aber sicher verstanden sie bereits damals etwas von der Destillation. Unser Wort Alkohol ist arabischen Ursprungs und bezeichnet dort ein Produkt der hermetischen Kunst des al - kimiya, der Alchemie.

Der aus dem Zuckerrohr gewonnene Zucker wurde nicht, wie in unserer heutigen Zeit, als weißes Granulat oder gepresster Würfel zum Süßen von Speisen und Getränken verwendet, sondern diente als kostbares Gewürz dem Würzen von Speisen und fand Eingang in die Medizin. Er wurde zu einem Symbol für Reichtum und Macht und als im 15. Jahrhundert die Nationalstaaten entstanden, stand das Streben nach der Kontrolle über die Zuckerproduktion im Vordergrund.

Die Portugiesen und Spanier, die zu dieser Zeit die afrikanische Küste erkundeten, errichteten, um ihren Handel zu schützen, Kolonien auf den Kanarischen Inseln, Madeira und Sáo Thomé. Diese Inseln wurden bald zu Europas Hauptlieferanten für Zucker, der nach Antwerpen und London verschifft wurde und zu einem Konkurrenzkampf zwischen England und Holland über den lukrativen Handel mit dem begehrten Gewürz führte.

Auch die Portugiesen erkannten das Potential der Zuckerrohrpflanze und Christoph Kolumbus nahm bereits auf seiner zweiten Reise in die Neue Welt Sprösslinge mit, die in Puerto Rico, Jamaika und Kuba angebaut wurden. Bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts war Brasilien der größte Zuckerlieferant Europas und die afrikanischen Sklavenarbeiter auf den riesigen Plantagen wurden mit vergorenem Zuckerrohrsaft traktiert.

Zur gleichen Zeit bemächtigten sich England und Frankreich der meisten nicht spanischen oder portugiesischen Inseln in der Karibik und bauten dort auf großen Plantagen Zuckerrohr an und versuchten, das sirupartige Abfallprodukt der Zuckerherstellung, Melasse genannt, zu destillieren. Der Besitzer einer solchen Plantage und Gouverneur auf der von den Engländern besetzten Insel Jamaika vermerkte im Jahr 1690: "Wenn die Melasse zur Gänze in Brände umgewandelt würde, könnten wir diese um die Hälfte dessen verkaufen, was die gleiche Menge aus Frankreich importierten Brandys kosten würde."

Der importierte Brandy oder Brand hatte, je nach Herkunftsland; verschiedene Namen: die Portugiesen nannten ihn Cachaca, die Spanier berbaje, in Frankreich hieß er Eau-de-vie oder Aguardiente und die Engländer gaben ihm den Namen Rumbullion (Tumult im alten Englisch) oder kill-devil. Das sind Namen, die nicht gerade nach einem wohlschmeckenden Getränk klingen und in der Tat hatte dieser ölige Brandwein wenig gemein mit dem Rum, wie wir ihn heute kennen.

Der französische Missionar Père Labat bestätigte denn auch nach einem Besuch auf Guadeloupe im Jahr 1696: "Das Eau-de-vie hat einen üblen Geruch und einen bitteren Geschmack, den man schwer wieder loswird."

Grund für diesen wenig ansprechenden "Genuss" war die damalige Herstellungsweise, die der Engländer Richard Ligon Mitte des 17. Jahrhundertes im Bericht über sein Leben auf Barbados beschrieben hat. Demnach praktizierte man zwar die doppelte Destillation, aber mangels entsprechendem Fachwissen war das Ergebnis kein alterungsfähiger Branntwein, sondern ein Abfallprodukt mit derart viel Alkoholanteil, dass es bei offener Flamme Feuer fing.

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