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Vermouth-Cocktails – anmutig und aromatisch

05 Jun

Im vergangenen Blog haben wir uns bereits eingängig mit Vermouth/Wermut beschäftigt. Neben dem eigentlichen Herstellungsprozess wurden auch zahlreiche Produkte vorgestellt. Im heutigen Teil wollen wir uns nun vermehrt dem Einsatz in der Bar, speziell in Form von Aperitif-Cocktails, widmen. Diese „before dinner drinks“ werden in Zukunft eine immer größere Rolle spielen und es der klassischen Bar auch aus wirtschaftlicher Sicht ermöglichen, bereits am frühen Abend zu öffnen.

Das Wort Aperitif stammt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt „öffnen“. Ein Aperitif ist also ein Getränk, welches den Magen öffnen und gleichzeitig den Appetit anregen soll. Es ist daher nicht weiter verwunderlich, dass nicht alle Zutaten für die Bereitung eines solchen Drinks gleichermaßen geeignet sind. Süße Liköre, Sahne, Eier oder auch Kokosnusscreme sollten eher den After-Dinner-Drinks vorbehalten bleiben, haben sie doch eher sättigende Wirkung. Für Aperitifs werden typischerweise trockene, aromatisch herbe Zutaten verwendet: hochprozentige Spirituosen, Kräuterbitter, fortifizierte Weine, Absinth oder Amaros. Dem Vermouth kommt dabei eine entscheidende Bedeutung zu. Durch seinen Facettenreichtum wirkt er als Bindeglied zwischen den einzelnen Ingredienzien und schafft eine harmonische Balance. Es verwundert daher nicht, dass klassische Aperitif-Drinks mit Vermouth bis heute nichts von ihrer Faszination und Popularität verloren haben. Gleichzeitig wurden über die Jahre etliche Variationen dieser klassischen Cocktails kreiert. Diese sogenannten Twists schaffen es, völlig neue Aromen und Geschmacksrichtungen hervorzubringen. Dies wollen wir zunächst am Beispiel des Negronis veranschaulichen.

Negroni:

–       2 cl Gin (z.B. Hoos London Gin)
–       2 cl Campari
–       2 cl süßer Vermouth (z.B. Carpano Antica Formula)
–       Im Gästeglas mit Eiswürfeln verrühren und mit Orangenzeste dekorieren

Der Klassiker unter den Aperitifs kommt mit gleichen Teilen Gin, Campari und süßem Vermouth daher. Eine denkbar einfache wie geniale Komposition, die unendliche Möglichkeiten zur Variation bereithält. Beispielsweise kann der, für den einen oder anderen zu herbe Campari durch Aperol ersetzt werden und es entsteht ein deutlich milderer Contessa Negroni, der durch seine feine Orangenfruchtigkeit und die angenehme Süße überzeugen kann.

Contessa Negroni:

–       2 cl Gin (z.B. Hoos London Gin)
–       2 cl Aperol
–       2 cl süßer Vermouth (z.B. Carpano Antica Formula)
–       2 Dashes Orangenblütenwasser (z.B. The Bitter Truth Orange Flower Water)
–       Im Gästeglas mit Eiswürfeln verrühren und mit Grapefruitzeste dekorieren

Äußerst ungewöhnlich aber nicht weniger lecker ist der Cynar Negroni, für den Campari durch den Artischocken-Likör Cynar ersetzt wird.

Cynar Negroni: 

–       2 cl Gin (z.B. Tanqueray London Dry Gin)
–       2 cl Cynar
–       2 cl süßer Vermouth (z.B. Dolin rouge)
–       Im Gästeglas mit Eiswürfeln verrühren und mit Zitronenzeste dekorieren

Die Substitution des Camparis durch andere Bitterliköre führt zu einer gelungenen Abwechslung. Das geschmackliche Grundgerüst bleibt allerdings erhalten. Wesentlich größer ist Veränderung, wenn der Gin durch andere Basisspirituosen ersetzt wird. Das Prominenteste Beispiel ist der Boulevardier Cocktail:

Boulevardier Cocktail: 

–       2 cl Bourbon Whisky (z.B. Woodford Reserve Bourbon)
–       2 cl Campari
–       2 cl süßer Vermouth (z.B. Dolin rouge)
–       Im Gästeglas mit Eiswürfeln verrühren und mit Orangenzeste dekorieren

Eine völlig neue Richtung schlägt der Oaxacan Negroni ein. Die Hauptrolle spielt dabei eine der derzeitigen Trendspirituosen: Mezcal.

Oaxacan Negroni: 

–       4 cl Mezcal
–       3 cl Campari
–       3 cl süßer Vermouth (z.B. Noilly Prat Rouge)
–       Im Gästeglas mit Eiswürfeln verrühren und mit Grapefruitzeste dekorieren

Der rauchige Mezcal gibt diesem Drink eine tolle und überaus spannende Richtung. Mit dem breiter verfügbaren Tequila entsteht ein Agavoni, der ebenfalls sehr zu empfehlen ist.

Für einen gewissen Kick und eine wunderbare Frische sorgt die Zugabe von Prosecco. Für den Sparkling Negroni übernimmt Prosecco oder ein anderer Schaumwein die Rolle des Gins. Herrlich erfrischend und leicht, genau das richtige für den Sommer.

Sparkling Negroni:

–       2 cl Campari
–       2 cl süßer Vermouth (z.B. Noilly Prat Rouge)
–       Mit Prosecco auffüllen
–       Im Gästeglas mit Eiswürfeln verrühren und mit Zitronenzeste dekorieren

Wie Sie sehen können, erlaubt alleine die Negroni-Basis mannigfaltige Drink-Kreationen, die für jeden Geschmack und jeden Anlass angepasst werden können. Die Welt der Vermouth-Cocktails hält aber noch mehr bereit, als Negroni und Co. Bei einem solchen Thema dürfen die beiden wohl bekanntesten Drinks dieser Kategorie auf keinen Fall fehlen: Martini und Manhattan.

Martini Cocktail:

–       6 cl Gin (z.B. Tanqueray London Dry Gin)
–       3 cl trockener Vermouth (z.B. Seemuth Wermut)
–       2 Dashes Orange Bitter (z.B. The Bitter Truth Orange Bitters)
–       in mit Eiswürfeln gefülltes Rührglas geben und 30 Sekunden lang rühren. Danach in vorgekühlten Cocktailspitz abseihen und mit Zitronenzeste dekorieren.

Manhattan: 

–       6 cl Bourbon Whisky (z.B. Blanton’s Special Reserve Bourbon)
–       3 cl süßer Vermouth (z.B. Carpano Antica Formula)
–       2 Dashes Angostura Bitter (z.B. The Bitter Truth Aromatic Bitters)
–       in mit Eiswürfeln gefülltes Rührglas geben und 30 Sekunden lang verrühren. Danach in vorgekühlten Cocktailspitz abseihen und mit Zitronenzeste dekorieren

Diese beiden Cocktails verbinden, wie kein Anderer, Eleganz und aromatische Intensität miteinander. Harmonisch und ausgeglichen gelten sie zu Recht als Könige unter den Cocktails. Analog zum Manhattan gibt es noch weitere klassische Vermouth-Drinks, die nach New Yorker Stadtteilen benannt sind. Jeder für sich hat eine charakterstarke Basis und ein hocharomatisches Bouquet. Leider sind diese Drinks mit der Zeit ein wenig in Vergessenheit geraten, zu Unrecht wie wir finden.

Bronx: 

–       4 cl Gin (z.B. Tanqueray London Dry Gin)
–       2 cl süßer Vermouth (z.B. Carpano Antica Formula)
–       2 cl trockener Vermouth (z.B. Seemuth Wermut)
–       2 cl Orangensaft (frisch gepresst)
–       Alle Zutaten shaken und doppelt in eine Cocktailschale abseihen und mit Orangenzeste dekorieren

Brooklyn:

–       6 cl Bourbon Whiskey (z.B. Makers Mark Bourbon Whiskey)
–       2 cl trockener Vermouth (z.B. Noilly Prat)
–       2 BL Amer Picon
–       2 BL Luxardo Maraschino
–       in mit Eiswürfeln gefülltes Rührglas geben und 30 Sekunden lang verrühren. Danach in vorgekühlten Cocktailspitz abseihen und mit Zitronenzeste dekorieren

Queens: 

–       6 cl Gin (z.B. Monkey 47)
–       3 cl süßer Vermouth (z.B. Carpano Antica Formula)
–       3 cl trockener Vermouth (z.B. Noilly Prat)
–       4 cl Ananassaft
–       Alle Zutaten shaken und doppelt in eine Cocktailschale abseihen und mit Orangenzeste dekorieren

Greenpoint:

–       6 cl Rye Whisky (z.B. Journeyman Last Feather Rye Whiskey)
–       2 cl Punt e Mes
–       1 cl Chartreuse jaune
–       1 Dash Orange Bitter (z.B. The Bitter Truth Orange Bitters)
–       1 Dash Angostura Bitter (z.B. The Bitter Truth Aromatic Bitters)
–       in mit Eiswürfeln gefülltes Rührglas geben und 30 Sekunden lang verrühren. Danach in vorgekühlten Cocktailspitz abseihen und mit Zitronenzeste dekorieren

Der Guyana Manhattan ist ein wirklich gelungener Twist auf den klassischen Manhattan, wobei gereifter Guyana-Rum die Rolle des Whiskeys übernimmt.

Guyana Manhattan: 

–       6 cl Guyana Rum (z.B. El Dorado 15 Jahre)
–       3 cl süßer Vermouth (z.B. Dolin rouge)
–       1 Dash Angostura Bitter (z.B. The Bitter Truth Aromatic Bitters)
–       2 Dashes Orange Bitter (z.B. The Bitter Truth Orange Bitters)
–       in mit Eiswürfeln gefülltes Rührglas geben und 30 Sekunden lang verrühren. Danach in vorgekühlten Cocktailspitz abseihen und mit Orangenzeste dekorieren

Ein wenig leichter und dennoch ausgesprochen aromatisch und würzig ist der Adonis, eine traumhafte Kombination aus trockenem Sherry und süßem Vermouth. Dieser klassische Cocktail ist schon im 1930 erschienenen „Savoy Cocktail Book“ beschrieben. Durch die geringere Alkoholstärke eignet sich der Adonis perfekt als Aperitif.

Adonis: 

–       6 cl trockener Sherry (z.B. Fernando de Castilla Sherry Fino Classic Dry)
–       3 cl süßer Vermouth (z.B. Dolin rouge)
–       2 Dashes Orange Bitter (z.B. The Bitter Truth Orange Bitters)
–       in mit Eiswürfeln gefülltes Rührglas geben und 30 Sekunden lang rühren. Danach in vorgekühlten Cocktailspitz abseihen und mit Zitronenzeste dekorieren.

Zum Abschluss unserer Reise begeben wir uns nach New Orleans. Der Vieux Carré ist eine gelungene Liaison von würzigem Rye Whiskey, Cognac, süßem Vermouth und einem Spritzer des französischen Kräuterlikörs Bénédictine. Erfunden im französischen Viertel Vieux Carré in New Orleans ist dieser wundervolle Cocktail eben jenem Stadtteil gewidmet.

Vieux Carré: 

–       3 cl Cognac (z.B. Courvoisier Cognac VSOP)
–       3 cl Rye Whiskey (z.B. Journeyman Last Feather Rye Whiskey)
–       3 cl süßer Vermouth (z.B. Carpano Antica Formula)
–       0,5 BL Bénédictine
–       2 Dashes Angostura Bitter  (z.B. The Bitter Truth Aromatic Bitters)
–       2 Dashes Peychaud Bitter (alternativ: The Bitter Truth Creole Bitters)
–       in mit Eiswürfeln gefülltes Rührglas geben und 30 Sekunden lang rühren. Danach in vorgekühlten Cocktailspitz abseihen und mit Zitronenzeste dekorieren.

Wie hoffen, dass Sie unsere Rezeptvorschläge inspirierend fanden und würden uns freuen, wenn Sie den einen oder anderen Cocktail zu Hause nachmixen würden. Bis zum nächsten Mal,

Ihr Team von drinkology.de

 

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