Kostja Eulitz ist eigentlich Gastronom. In seiner gemütlichen „Schank- und Speisewirtschaft“, dem Blücher in der Kieler Innenstadt, serviert er ehrliche, kleine Gerichte. Es gibt eine große Auswahl an Fassbieren, darunter auch Guinness und Kilkenny, wobei das friesisch herbe Jever selbstverständlich nicht fehlen darf. Außerdem ist eine reichhaltige Wein-, Whisk(e)y- und Cocktailkarte vorhanden. Unlängst musste die Getränkekarte um ein neues Produkt ergänzt werden: dem von Kostja persönlich kreierten Seemuth, ein würzig-herber Wermut auf Weißweinbasis.
In Zeiten, in denen praktisch jeden Tag ein neuer, hipper Gin präsentiert wird, ist die Nachricht eines deutschen Wermuts mit regionalen Zutaten eine erfrischend angenehme Abwechslung. Nicht zuletzt da Wermut einer der besten Partner des angesagten Wacholderbrandes ist. Kaum ein Cocktail kann einen derart großen Bekanntheitsgrad vorweisen, wie der Martini Cocktail. Gin, trockener Wermut, auf Eis verrührt, mit einer Zitronenzeste – perfekt. Auch wenn James Bond diese die Zubereitungsform ändern würde, hat er doch einen nicht unerheblichen Teil zum weltweiten Erfolg dieses Klassikers beigetragen.
Doch was ist Wermut eigentlich? Als Wermut oder auch Vermouth wird ein mit Kräutern und Gewürzen aromatisierter und aufgespriteter Weinaperitif bezeichnet. Die namensgebende Zutat, das Wermutkraut, sorgt für einen würzig-herben Geschmack und ist ausgesprochen Appetitanregend, weshalb Wermut vor allem im Mittelmeerraum sehr gerne als Aperitif getrunken wird. Doch auch in der Barlandschaft ist er nicht mehr wegzudenken.
Doch zurück zu Kostja Eulitz. Den Wunsch, einen eigenen Wermut zu produzieren, hatte der sympathische Hanseat schon längere Zeit. Da er in seiner Schankwirtschaft aus nachvollziehbaren Gründen keine Kapazitäten für ein derartiges Unterfangen freimachen konnte, musste zunächst ein kompetenter Partner gesucht werden. Dieser wurde schließlich mit der Dolleruper Destille gefunden. Die kleine Brennerei liegt auf der Halbinsel Angel, im Norden Schleswig-Holsteins und ist die nördlichste Obstbrennerei Deutschlands.
Die Rezeptfindung war zunächst aufwendiger als gedacht. Zunächst musste die geschmackliche Richtung festgelegt werden. Der Seemuth sollte herb-würzig und mit einem süßen Anklang sein. Als nächstes Stand die Wahl der Weinbasis im Vordergrund. Nach zahlreichen Tastings, kristallisierte sich die Idee heraus, eine Mischung verschiedener Weißweine zu nutzen, um dadurch das gewünschte Aroma- und Geschmacksprofil zu erreichen. Das beste Ergebnis wurde bei der Verwendung insgesamt dreier Weißweine -einem Sauvignon Blanc aus der Pfalz, einem Weißburgunder aus Rheinhessen und einem Colombard aus der Gascogne – erreicht. Außerdem wurden sowohl oxidative, als auch reine, nicht-oxidativ behandelte Weine genutzt. Aromatisiert wird die Weinbasis mit insgesamt sieben Kräutern, wobei das Wermutkraut die Hauptrolle spielt. In Anspielung an den maritimen Namen Seemuth, wurde als Wappen ein eindrucksvoller Seedrache gewählt, der auf dem elegant gestalteten Etikett zu sehen ist.
Geschmackliche Eindrücke des Seemuth Wermuts:
Der Seemuth Wermut wird mit insgesamt 18 Vol. Alkohol und in einer 0,5 l-Flasche verkauft. Im Glas schimmert er strohgelb, mit goldenen Nuancen. In der Nase zeigen sich zunächst üppige-würzige Noten. Das Wermutkraut ist zunächst dominant, wird aber durch Anklänge von Kardamom, Nelke, Chinarinde und Piment unterstützt. Im Hintergrund sind leicht florale Aromen auszumachen, die an Lavendel erinnern.
Auf der Zunge zeigt sich der Seemuth bitter-würzig. Die unverkennbare Weißweinbasis ist trocken und fruchtig. Die leicht herben Noten des Wermutkrauts werden sehr gut eingebunden und von einer angenehmen Honigsüße umspielt. Im Hintergrund ist ein komplexes Zusammenspiel aus würzigen, floralen und herbalen Noten präsent, welches für Wermut durchaus typisch ist. Im Abgang ist der Seemuth trockener werdend.
Insgesamt ist der Seemuth ein außergewöhnlicher Wermut, der durch seine raffinierte Komposition verschiedener Weißweine und den ausgewählten Kräutern eine interessante Alternative zu gängigen Produkten darstellt. In seiner Grundstruktur kann er aber durchaus als klassisch bezeichnet werden. Für die mutige Entscheidung, einen Wermut abseits der gängigen Wege zu entwickeln, muss man Kostja Eulitz wirklich Hochachtung entgegenbringen. Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen und bereitet sehr viel Freude im Glas. Überzeugen Sie sich am besten selbst!
