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Rum in aller Kürze

03 Jan

Rum hat sich seinen festen und uneinnehmbaren Platz an der Seite der großen Spirituosen wie Single Malt Whisky, Cognac oder Bourbon Whiskey gesichert. Jede Rum produzierende Insel entwickelte ihren eigenen unverwechselbaren Stil, jedes Land formte seinen eigenen, individuellen Geschmack und jede Destillerie bietet zahlreiche Variationen des jeweiligen lokalen Rumstils.

Rum wurde als Nebenprodukt der Zuckerproduktion im 17. Jahrhundert geboren, als die Zuckerrohrbauern der Karibik erkannten, dass sie die Gewinne deutlich maximieren konnten wenn man den übriggebliebenen dicken schwarzen Sirup, die Melasse, aus dem Prozess der Zuckerkristallisation zum Gähren bringt und diesen anschließend destilliert.

Melasse bildet auch heute noch die Basis für die Mehrheit der produzierten Rums. Eine Ausnahme von der Regel bilden Rhum Agricole und Cachaca. Diese werden aus Zuckerrohrsaft hergestellt und verfügen über ein sehr unterschiedliches Aromabild.

Für die Herstellung von Rum wird Melasse mit Wasser verdünnt und danach mit Hefekulturen angereichert. Hefekulturen spalten den Zucker in Alkohol auf und die daraus resultierende leicht alkoholische Flüssigkeit kann nun destilliert werden. Die am weitesten verbreitete Destillationsform ist die kontinuierliche Destillation in sogenannten Kolonnen, wodurch ein leichter und reiner Rum erzeugt wird. Viele Hersteller verwenden aber auch traditionelle kupferne Brennblasen, sogenannte Pot-Stills, wie sie auch bei der Produktion von Single Malt Whisky eingesetzt werden. Pot Stills erzeugen einen volleren, körperreicheren, kräftigeren Rum-Stil mit viel Charakter. Der Destillation schießt sich die Reifung, auch Aging genannt, an. Dies erfolgt überwiegend in ehemaligen Bourbon Whiskey-Fässern, zuweil werden aber auch Cognac, Single Malt Whisky, Portwein oder Rotweinfässern verwendet.

Es überraschend wenig, dass Rum, durch seine Basis Zuckerrohr, einen süßlichen, aromatisch-fruchtigen Charakter besitzt. Rum ist ausgesprochen vielseitig und hat der Nase und dem Gaumen einiges zu bieten. Die im Rum zu endeckenden Aromen reichen  von exotischen Früchten, über blumige Nuancen, Eichenholz, Kakao, dunkle Schokolade, bis hin zu einer Vielzahl an Gewürzen. Je nach Alter des Rums, entwickelt er ebenso charaktervolle Aromen wie die feinsten Cognac und Single Malt Scotch Whisky. Seit Jahrhunderten gilt Rum als eine Ware für die Sklaven eingetauscht wurden und wurden über lange Zeit viele schlechte Qualitäten in zahlreichen Blended Rum verarbeitet, so haben die Rumhersteller inzwischen Verantwortung für ihre eigene Zukunft übernommen und wir leben jetzt in einer Zeit mit einer nie gekannten Auswahl von Rum in Premium-Qualität.

Aus Barbados kam der erste jemals produzierte Rum. Rum aus Barbados ist stets sehr balanciert, weich mit einem leichten, vollen Aroma. Jede der wenigen Destillerien der Insel verwendet individuelle kupferne Destillierapparaturen, was sich in wunderbarer Komplexität und Ausgewogenheit des dort hergestellten Rums niederschlägt. Firmen wie die Mount Gay Distillers, West Indies Rum Distillery und Foursquare sind die klangvollsten Produzenten aus Barbados und fertigen Marken wie Mount Gay, Mount Gilboa, Doorly`s, Olde Brigand und R.L. Seale.

Der jamaikanische Stil ist durch die Verwendung von Pot Stills und extrem langen Gärungzeiten geprägt. Durch die verlangsamte Aufspaltung des Zuckers erhält der Rum einen schweren Körper und ein intensives Aroma. Jamaikarum lässt sich am einfachsten mit einem getorftem Islay Malt Whisky vergleichen. Obwohl Jamaikarum natürlich nicht getorft wird, so besitzt dieser einen komplexen, unverkennbaren und charakterstarken Stil ohne Kompromisse. Unter den Herstellern von Jamaikarum gilt Appleton  als Produzent herausragender Rums und man bietet mit dem süßlichen Appleton V/X einen goldenen Rum mit delikaten Noten von Mango. Appleton V/X ist eine sehr gute Einführung und bietet eine große Geschmacksbreite und Komplexität. Weitere klangvolle Namen aus Jamaika sind Wray & Nephew oder Coruba.

Im 19. Jahrhundert wurde in Kuba eine neue, moderne und nunmehr globale Form des Rums geboren. Don Facundo Bacardi kreierte damals einen leichten, weißen Rum, der in kontinuierlichen Brennanlagen destilliert wurde.  Bis zum heutigen Tage steht der kubanische Stil in der Rumproduktion für einen leichten und eleganten Geschmack. Kubanische Rum sind eine hervorragende Basis für die zahlreichen klassischen Cocktails der 20er Jahre mit Namen wie Cuba Libre, Mojito, Mulata oder Daiquiri. Damals kamen Scharen von trinklustigen Prohibitionsurlauber aus den USA nach Kuba und machten den landeseignen Rum in Windeseile bekannt. Havana Club setzte die von Bacardi begründete Tradition fort und bietet hervorragende und typische Abfüllungen.

Der in Kuba entwickelte leichte Rum verbreitete sich schnell in anderen Teilen der Karibik und Mittelamerika und man begann diesen Stil zu imitieren bzw. weiterzuentwickeln. In Puerto Rico, der heutigen Produktionsstätte von Bacardi, in der Dominikanischen Republik, der Heimat von Brugal und auch in Nicaragua entstanden in weiterer Folge hervorragende Spielweisen eines neuen Rums. Guatemala brachte die intensiven und köstlichen Rums von Zacapa hervor und auch Venezuela trug seinen Teil mit Marken wie Santa Teresa, Pampero und Cacique bei.

Guyana widersetzte sich dem durch Light Rum eingeläutetem Fortschritt und man produziert mit dem ausdrucksstarkem Demerararum einen schweren, voluminösen Rum mit einer intensiven und fruchtigen Süße. Durch seinen Aromareichtum bedingt war und ist Demerararum  der wichtigste Bestandteil im Navy Rum. Die einzige verbliebene Destillerie in Guyana produziert vor allem die Marke El Dorado, welche als einer der besten Rums der Welt gilt. Die Produktion von El Dorado Rum findet in einer einem Museum ähnelndem Destillerie statt.  Dort findet man noch hölzerne Brennblasen, mehrere Pot Stills aus dem 19. Jh und sogar eine Coffey Still aus längst vergangenen Tagen. Diese verschiedenen Brennanlagen erzeugen jeweils einen anderen Stil und ermöglichen damit vielfältige Möglichkeiten in der Produktion von Rum.

Rhum Agricole stellt einen besonderen Rum-Stil  dar. Dieser wird aus Zuckerrohrsaft und nicht aus Melasse hergestellt. Rhum Agricole ist eine ganz spezielle Spezialität der französisch-sprachigen Karibischen Inseln Martinique und Guadeloupe und der im Indischen Ozean gelegenen Insel Reunion. Rhum Agricole besitzt einen stechenden, pflanzlichen Geruch mit intensiven Fruchtnoten. Die Lagerung findet hier in gebrauchten Cognacfässern statt, wodurch sich der Rhum zu großer Finesse entwickelt und dann nach Abschluss der Reifung entweder als „Rhum Vieux“ oder als Jahrgangsabfüllung verkauft wird. Obwohl Rhum Agricole  genau so komplex wie andere Rum der Karibik sind, besitzt er saubere, elegantere, zart nussige Noten mit einem alkoholischem Körper.

Die Nationalspirituose Brasiliens Cachaca kann auf eine rund 500 Jahre alte Vergangenheit  zurückblicken und obwohl Cachaca grundsätzlich eine Form von Rum darstellt, so wird dieser nicht als solcher bezeichnet. In Brasilien trägt er den Namen „Aguardiente de Cana“, was soviel wie Branntwein aus Zuckerrohr bedeutet. Cachaca wird aus dem  vergorenen Zuckerrohrsaft, und  nicht aus Melasse, destilliert und ähnelt somit dem Rhum Agricole. Cachaca wird allerdings mit einer deutlich niedrigeren Stärke destilliert und bewahrt dadurch bedingt unterschiedliche Geschmackseigenschaften des Zuckerrohrs. Per Gesetz muss Cachaca zwischen 38-51% Alkohol besitzen und es dürfen sogar bis zu 6 Gramm Zucker pro Liter beigefügt werden. In Brasilien gibt es über 4000 verschiedene Cachaca-Marken und die Jahresproduktion liegt bei ungefähr 1 Millarde Liter. Damit ist Cachaca einer der beliebtesten Spirituosen der Welt. Außerhalb Brasiliens ist Cachaca noch nicht der breite Masse bekannt, den rund 98% der produzierten Cachaca werden durch die Brasilianer selbst getrunken. Für zahlreiche Caipirinha und Batidas ist Cachaca aber auch hierzulande eine hervorragende Basis.

 

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